1. Sanierung mit teilweisem Ersatzneubau für den Bestand
Das renommierte Architekturbüro MWArchitekten besitzt mehr als zehn Jahre Erfahrung in der Planung und Ausführung von privaten Wohnbauten sowie öffentlichen und genossenschaftlichen Grossprojekten. Im Jahr 2020 übernahm es den Auftrag, eine Sanierung mit teilweisem Ersatzneubau für ein altes Haus in der Stadt Bludenz in Vorarlberg durchzuführen. So begann das Projekt „Haus aus Fichte“.
Bei dem vorgefundenen Bestandsbau handelte es sich um ein Holzhaus auf einem soliden Keller. Das Gebäude wurde in zwei Etappen errichtet. Die erste Etappe fand noch vor dem Zweiten Weltkrieg statt, als – in entsprechendem Wohlstand – der für ein grosses Haus ausgelegte und solide gebaute Keller errichtet wurde. In der zweiten Etappe wurden dann nach Kriegsende die Obergeschosse errichtet. Diese wurden unter veränderten Bedingungen aus Holz und wesentlich kleiner und einfacher als ursprünglich geplant errichtet. Allerdings war die Bausubstanz dieses Holzbaus nach mehreren Jahrzehnten bereits in einem derart schlechten Zustand, dass der Bauherr beschloss, ihn abreissen und einen Ersatzneubau errichten zu lassen. Lediglich das alte Kellergeschoss wurde beibehalten und saniert. Das neue Haus aus Fichte wurde nur ein Jahr nach dem Erstgespräch fertiggestellt.
2. Der Neubau: Orientierung am Bestand und Neuinterpretation
Der Ersatzneubau orientiert sich formal an den Qualitäten seines des Bestandes. Die innere Struktur und statische Konstruktion (Lastabtragung) des neuen Gebäudes sind vom Vorgängerbau übernommen. Dasselbe gilt – bedingt durch städtebauliche Vorgaben – auch für das äussere Volumen. Die schlichte Bauweise des Bestandes gab den Grundgedanken für eine einfache, wirtschaftliche und ökonomische Bauweise. Der Wandaufbau besteht aus einer hinterlüfteten Deckleistenfassade aus Fichte, gefolgt von einer mit Zellulose gefüllten Holzrahmenkonstruktion. Darauf folgt schon die innere, konstruktive wie architektonische Haut bestehend aus Fichtenplatten. Die Böden bestehen aus einer Balkenlage mit Schüttung und sind ebenfalls mit Fichtenplatten beplankt. Alle Holzoberflächen, inklusive der Fenster, wurden unbehandelt ausgeführt.
Die dunkle Fassade, die hellen Fensterrahmen und die roten Fensterläden wurden neu interpretiert. Die robuste, schwarze Fassade und die Fenster, die Blicke in den warmen Innenraum zulassen, stehen in einem interessanten Wechselspiel. Der mit viel Holz getäfelte Innenraum des Altbaus wurde ebenfalls sinngemäss übersetzt und in ein modernes Wohninterieur umgewandelt. Dank der einheitlichen Oberflächengestaltung und der von den mitwirkenden Unternehmern mit grösster Sorgfalt gefügten Werkstoffe weist der Innenraum des Hauses aus Fichte ein übereinstimmendes Erscheinungsbild auf. Der mit Kontrasten zurückhaltende Innenraum bildet eine ideale Leinwand für die Bespielung und Benutzung durch seine Bewohner. Nutzungsspuren auf den unbehandelten Hölzern sind hierbei durchaus erwünscht und schreiben die Geschichte des bewegten Hauses weiter.
Projekt: |
Name des Projektes: Haus aus Fichte |
Architektur, Interieur, Aussengestaltung: MWArchitekten |
Fotografie: Adolf Bereuter |
Planungsjahr: 2020 |
Ausführungsjahr: 2021 |
Gebäudegrösse: 110 qm |
Stockwerke: 2 |
Grundstücksgrösse: 650 qm |
Pläne
Galerie
* Titelfoto: Haus aus Fichte. Quelle: Adolf Bereuter