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    Wohnen am Teich_Architekt Gregor Schmidtauer von Greenline Architects

    Das kleine, idyllisch an einem Teich gelegene Haus im Grazer Umland von Greenline Architects besticht in erster Linie durch seine Schlichtheit. Im Mittelpunkt der Bauaufgabe standen neben der Funktionalität die ökologische und einfache Bauweise, die es den Bauherren ermöglichte, in kürzester Zeit und mit hohem Eigenbauanteil zu bauen.

    Text: Petra Kickenweitz

    Das junge ambitionierte Büro, das sich der ökologischen Bauweise, wie der Büronamen Greenline Architects bereits andeutet, verschrieben hat, erhielt diesen Bauauftrag über seine Mitgliedschaft beim Netzwerk Holzcluster. Dort hatten die Bauherren, ein Ehepaar, das sich aus dem landwirtschaftlichen Betrieb ins „Ausgedinge“ zurückziehen wollte, auf der Suche nach einem Architekten für ihr „Altenteil“ bzw. Alterswohnsitz angefragt. Um den für sie richtigen Planer zu finden, entschlossen sich die Bauherren dazu, zu einem kleinen privaten Architekturwettbewerb zwischen zwei Planungsbüros zu laden. Der Architekt Gregor Schmidtauer von Greenline Architects konnte sich mit seinem kompakten Entwurf durchsetzen und wurde mit der Einreichplanung sowie der technischen und künstlerischen Begleitung während der Bauausführung beauftragt.

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    Das mit rund 107m² recht kleine Einfamilienhaus für drei Personen wurde 2020 nach nur neun Monaten Bauzeit fertiggestellt. (Foto: Greenline Architects)

    Unweit der eigenen Landwirtschaft der Bauherren stand an einem Teich ein kleiner, schlecht gedämmter Holzriegelbau aus den 1960er Jahren. Diese beschauliche ruhige Einzellage und die Nähe zum Hof bewogen die Bauherren die Liegenschaft zurückzukaufen und den Bestand zu ihrem Alterswohnsitz umzubauen. Ein kompletter Neubau war aufgrund der Baugrundwidmung im Freiland nicht möglich. Der Ausbau und die Sanierung des bestehenden Kleinhauses erschienen allerdings unrentabel und technisch zu aufwendig. Daher wurde auf dem bestehenden Untergeschoss mit Garage und Lagerräumen ein neuer zeitgemässer, etwas grösserer und dem heutigen Standard entsprechender Holzriegelbau errichtet.

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    Der Grundriss zeigt eine klare Raumaufteilung und die ungewöhnliche Orientierung des Wohnraums Richtung Norden zum See. (Plan: Greenline Architects)

    Das abseits gelegene Wohnhaus befindet sich an einen leicht aufgeschütteten Hang am Waldrand, in den sich das Untergeschoss eingräbt. Die Zufahrt zum Haus erfolgt von Süden, während der geschützte und überdachte Eingang über eine Außentreppe von der Ostseite erreichbar ist und den zentralen Wohnraum erschließt.
    Entsprechend der Entwurfsidee eines offenen, die Umgebung einbeziehenden Hauses betritt man einen bis zum First hin offenen Raum, der durch niedrigere Raumboxen zoniert wird. Durch eine zentral positionierte freistehende Raumbox, die einen Garderoben- und Abstellraum beinhaltet, wird ein Vorraum ausgebildet und der dahinterliegende, sich nach außen hin öffnende großzügige Aufenthalts- und Wohnraum abgetrennt. Rechts vom Eingang im Norden sind die Küche und die Box mit der Speis, Bad und WC angeordnet. Damit wurden jene Funktionsräume mit Installationsleitungen sehr wirtschaftlich und funktional zusammengelegt. Im südlichen Bereich des Hauses finden sich die beiden Schlafzimmer mit jeweils zugeordnetem Schrankraum. In den Schlafzimmern, der Küche und im Wohnraum wurden Parkettdielen und im Vorraum sowie in den Sanitärräumen Fliesen verlegt.

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    Der offene Wohnbereich mit dem zentral stehenden Kachelofen bildet das Herzstück des Hauses. (Foto: Greenline Architects)

    Drei Dachflächenfenster, oberhalb der zentralen Raumbox angeordnet, sorgen tagsüber für gleichmässiges Licht im Wohnraum. Damit die Morgensonne über diese Dachflächenfenster bis an den Frühstückstisch gelangen kann, führten Greenline Architects eigens eine Belichtungsstudie durch. Gegen die sommerliche Überhitzung wurden zusätzlich zur Überdachung der Terrasse und des Balkons durch das Satteldach bei den südseitigen Fenstern Raffstores und an der Westseite verschiebbare Holzlamellen-Elemente vorgesehen. Diese bewirken ein ständig wechselndes Erscheinungsbild und unterschiedliche Ein- und Ausblicke.

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    Raumhohe Holz-Alu-Fensterelemente und die schiebbaren Verschattungselemente schaffen einen fließenden Übergang vom Wohnbereich zur Terrasse und zur Umgebung. (Foto: Greenline Architects)

    Durch die klare Ausrichtung des Hauses zum Teich und seine Umgebung hin ist die grundsätzliche Orientierung des Gebäudes, mit der Lage des Wohnraums an der Nordwestseite und den Schlafzimmern an der Südseite, ungewöhnlich. Der rechteckige Baukörper mit flach geneigten Satteldach lebt vom Kontrast der offenen und geschlossenen Seite, die sich auch in der Materialwahl der Aussenfassade widerspiegelt. So ist die witterungsexponierte Nord- und Ost-Fassade, auch aufgrund der Situierung der Nebenräume, mit kleinen Fenstern strukturiert und durch Stahlblechschindeln, die auch die oberste Dachhaut bilden, geschützt. Die durch ein Vordach geschützte West- und Südfassade hingegen weisen raumhohe Verglasungen und eine gehobelte horizontale Lärchenschalung auf.

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    Für den Terrassen- bzw. Balkonbodenbelag wurden Holzdielen aus dem widerstandsfähigen Accoya, ein Kiefern-Massivholz, das mit natürlicher Essigsäure behandelt wurde, verlegt. (Foto: Greenline Architects)
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    Die FIGO AMADE Fassadenplatten aus Stahlblechschindeln der FILLI Stahl Großhandelsges.m.b.H. wurden im Halbverband verlegt. (Foto: Greenline Architects)

    Technische Informationen:

    Konstruktion

    Der eingeschossige Neubau wurde in Holzriegelbauweise ausgeführt und mit einer diagonal verlegten Rauschalung zur Aussteifung beplankt. Als Dämmung der Aussenwände, der Dach- und der Bodenfläche wurde Zellulose eingeblasen bzw. eingebracht. Auf Seite der Innenräume wurde die Installationsebene mittels Holzweichfaserplatten hergestellt und damit gleichzeitig der Putzgrund für einen traditionellen Kalkputz geschaffen. Der rein mineralische Putz bindet ohne organische Bindemittel (Kunststoffe) ab, ist diffusionsoffen und damit atmungsaktiv. Der gebrochene weisse Farbton des Kalks ergibt zudem eine angenehme warme Raumstimmung.

    Haustechnik

    Das kleine Haus wird durch einen zentralen Kachelofen mit kombiniertem Tischherd beheizt. Das benötigte Stückholz für die Heizung stammt aus dem selbstbewirtschafteten Wald der Bauherren. Zusätzlich wurden Infrarot-Heizplatten an der Decke montiert, um punktuell, z.B. in der Übergangszeit, für eine konstante Raumwärme zu sorgen.

    Projekt:

    Projektbezeichnung:
    Wohnen am Teich

    Architekt: 
    Arch. DI Gregor Schmidtauer, Greenline Architects

    Ort: 
    Graz Umgebung

    Planungsjahr: 
    2018-2019                                                          

    Ausführungsjahr: 
    2019-2020

    Nutzfläche: 
    107m²

    Bruttogesschossfläche(BFG): 
    EG 138m², Keller Bestand: 69m²

    Grundstücksgrösse: 
    4.269m² + 1.072m² Teich

    Gebäudewert: 
    HWB: C; CO2: A

     

    Auftragnehmer:

    Bauarbeiten: 
    SüdBAU Hoch u. Tiefbau GmbH. - 8423 St. Veit am Vogau

    Zimmerei und Dachdeckerei: 
    Holzbau Niggas GmbH, 8561 Söding

    Baumaterialien:

    Dach, Dacheindeckung: Stahlblechschindeln, FIGO AMADE Fassadenplatte                              

    Dämmung: 
    Zellulose + Holzweichfaserplatten

    Fassade: 
    Lärchenschalung / Stahlbelchschindeln FIGO AMADE Fassadenplatte                                              

    Fenster: 
    Holz-Alu von JOSKO Fenster und Türen GmbH

    Eingangstür: 
    Holz-Alu von JOSKO Fenster und Türen GmbH

    Terrasse: 
    Accoya-Holzdielen
    Für die Holzterrasse wurde das innovative Accoya-Holz verwendet. Die dauerhaften Holzdielen sind besonders barfussfreundlich und pflegeleicht und werden während Jahrzehnten wunderschön aussehen.

    Galerie

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    Das alte Wochenendhaus aus den 1960ern vor dem Abbruch. (Foto: Greenline Architects)
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    Beim Neubau wurde der Dachstuhl im Vergleich zum Altbestand etwas angehoben. (Pläne: Greenline Architects)
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    Der Neubau wurde im Vergleich zum Altbestand nur geringfügig größer sowie um einen Balkon und eine Terrasse ergänzt. (Pläne: Greenline Architects)
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    An der Außenfassade, links im Hintergrund zu sehen, wurde die Rauhschalung im Gegensatz zu den Innenwänden, im Vordergrund, zur Aussteifung diagonal verlegt. (Foto: Greenline Architects)
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    Autor: Daibau.ch Magazin

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