1. Das Projekt
Am Anfang stand eine von hoch aufragenden Fichten und steilen Hängen umgebene Waldlichtung südlichen Rand des Karwendelgebirges, auf der Wanderer und Skifahrer rasten, ein Sonnenbad nehmen und die wunderschöne Aussicht auf das Inntal und Innsbruck geniessen können. Hier sollte ein Ausflugsrestaurant errichtet werden, das sich die Qualitäten des Ortes optimal zunutze macht. Aus dem geladenen Wettbewerb ging das Architekturbüro Ludescher + Lutz Architekten ZT GmbH aus Bregenz als Sieger hervor. Das von Ludescher + Lutz Architekten entworfene Gasthaus wurde mit mehreren Preisen ausgezeichnet, unter anderem mit dem Klimaschutzpreis klimaaktiv Silber 2015 und der Auszeichnung des Landes Tirol für Neues Bauen 2016. Auch die Stühle wurden mithilfe einiger Prototypen von den Architekten entwickelt, diese konnten einen Preis bei „Handwerk&Form 2015“, einem Gestaltungswettbewerb im Bregenzerwald, erringen.
Die Architekten Elmar Ludescher und Philip Lutz betonen, dass die Kulturlandschaft unser grösstes gemeinsames Kapital im Alpenraum ist und dass gute Gebäude in Resonanz mit der Umgebung die Kraft eines Ortes verstärken. So entwickelten sie das Bauwerk am aus der Topographie heraus. Das Gebäude steht am oberen Rand der bestehenden Wiese, direkt unterhalb des Forstweges. Der Gastgarten öffnet sich einladend, der Baukörper deckt den Rücken der Gäste, ein geschindeltes Dach verspricht Schutz vor Wetter und Sonne, der Kamin ist von weitem das sichtbare Zeichen einer Gaststube.
2. Die Architektur
Die Alm wird mit sanften Veränderungen in die Landschaft integriert. Die Terrasse wird ganz selbstverständlich aus der Landschaft entwickelt. Hier ist legeres Kommen und Gehen möglich, Sehen und Gesehen-Werden. Entlang des Hauses erstreckt sich eine umlaufende Bank, die windgeschütztes Sitzen mit Blick ins Inntal ermöglicht. Dort, wo der Baukörper keine Belichtung oder Zugänglichkeit benötigt, gibt es auch keine Fassaden, das Volumen versinkt im Gelände. Das zeichenhafte Dach aus Lärchenschindeln überspannt den organischen Grundriss mit wechselnden Neigungen, es wird grau verwittern und sich in die Silhouetten der Bergfichten einordnen.
3. Innenraum
Zentraler Dreh- und Angelpunkt des Innenraumes ist die Bar mit der Ausschank. Rund um diesen Anziehungspunkt ordnet sich die grosse Stube an, kommunikativ und flexibel möblierbar, eine Bank begleitet die Fensterseite, der Ausblick umfasst beinahe 180°, er wird vom auskragenden Dach beschattet und gerahmt. Das Innere der Gaststuben ist mit bandsägerauer Weisstanne verkleidet. Dieses Material und seine Oberflächenbearbeitung ist in gewisser Weise ein Import aus Vorarlberg, wurde jedoch vom Forstamt Innsbruck ausdrücklich als solcher begrüsst. Die Decken sind mit geschlitzten Akustikpaneelen aus Weisstanne verkleidet. In der grossen Stube gibt es einen offenen Kamin aus schwarzem Stahlblech, in dem man auch einen „Kaskessel“ hängen kann. Dieses archaische Element ist der Sage vom „Kasermandl“ geschuldet, einem hilfreichen Kobold, der in der historischen Umbrüggler Alm gehaust haben soll. Die kleine Stube ermöglicht auch die Bewirtung geschlossener Gesellschaften, sie hat einen eigenen diskreten Zugang von der Küche und einen offenen Kamin, der mit einem lokal abgebauten Naturstein, der sogenannten „Höttinger Brekzie“ verkleidet ist. Auch die Stühle wurden mit Hilfe einiger Prototypen von den Architekten entwickelt, diese konnten einen Preis bei „Handwerk&Form 2015“, einem Gestaltungswettbewerb im Bregenzerwald, erringen.
4. Naturschau
Einen Höhepunkt des Innenausbaues stellt die „Naturschau“ dar. An Stelle einer dritten Gaststube schliesst ein kleiner Raum mit begrenztem Blick in den nahen Wald den Rundgang durch das Erdgeschoss ab. Hier empfängt ein mächtiges Modell der Nordkette aus massivem Ahorn den Besucher, der über einzeln abrufbare Projektionen Informationen zu Geologie, Wasserläufen, Biotopen und vielem mehr bekommt. An den Wänden ringsherum öffnen sich auf Knopfdruck Klappen, die Vitrinen mit Präparaten von Vögeln, Fussspuren, Losung usw. zeigen. Durch diese Ausstellung, die Natur ebenso im Mikro- wie auch im Makro-Massstab zeigt, entsteht im Zusammenhang mit der Wanderung durch die umgebenden Wälder ein umfassendes Bild der Natur auf der Nordkette.
5. Nachhaltigkeit
Das beheizte Volumen des Gebäudes ist sehr kompakt, die Gebäudehülle ist hochgedämmt, schon aus behördlichen Gründen ist eine Komfortlüftung mit Wärmerückgewinnung eingebaut. Es wurde eine im Prinzip konservative Bauweise angestrebt. Durch den Einsatz einer Stückholzheizung wird Holz aus der nächsten Umgebung zur Beheizung eingesetzt, die Wertschöpfung bleibt bei der Stadt Innsbruck, die Wege sind auf Dauer kurz und nachvollziehbar.
Projekt: |
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Name des Projektes: Umbrüggler Alm, Ausflugsrestaurant, 6020 Innsbruck | |
Architektur, Interieur, Aussengestaltung: Ludescher + Lutz Architekten ZT GmbH | |
Bauherr: Stadt Innsbruck | |
Fotografie: Adolf Bereuter | |
Planungsjahr: 2014 - 2015 | |
Ausführungsjahr: 2015 - 2016 | |
Nutzfläche: Erdgeschoss 385 m² + Keller 341 m² | |
Stockwerke: Erdgeschoss, Untergeschoss | |
Grundstücksgrösse: 5.757 m² | |
Konstruktion: Stahlbeton, Dach aus Holz | Fundament: Stahlbeton |
Schallschutz: Stahlbetonwand, Holzwollematten | Stiegen: Stahlbeton mit Holzbelag |
Wärmedämmung: XPS, Holzwollematten | Fenster: Pfosten Riegel Verglasung auf Stahlstützen |
Heizung: Stückholzheizung | Verglasung: 3-fach Isolierglas U-Wert 0,6 |
Wände / Fassade: Lärchenschindel | Energiekennzahl: 2,7 kWh / m² im Jahr |
Zwischenwände: Stahlbeton bzw. Massivholz | Baukosten: ca. 2,5 Mio Euro |
Dachhaut: Lärchenschindel | Fotonachweis: Elmar Ludescher, Adolf Bereuter |
Dach: Holzbau Walmdach mit verschiedenen Neigungen |
Besonderheit: Dach mit verschiedenen Neigungen, Innenausbau aus Weisstanne sägerau |
Galerie
* Titelfoto: Ausflugsrestaurant Umbrüggler Alm. Quelle: Adolf Bereuter