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    Moderner Bildungscampus mit glänzender Aluminiumfassade

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    Im Mai dieses Jahres war es endlich so weit: Acht Jahre nach dem Wettbewerb für den neuen Bildungscampus der Pädagogischen Hochschule Tirol (PHT) wurde das vom Architekturbüro ARSP Architekten entworfene Gebäude feierlich eröffnet. Der neue Hochschulcampus, der die bisher über die Stadt verstreuten Abteilungen der PHT vereint, ist eine harmonische und funktionelle Einheit aus revitalisierten Bestandsgebäuden und Neubauten. Umschlossen wird das Ganze von einer Fassade aus glänzendem Aluminiumblech.

    1. Wie alles begann

    Am Beginn des Projekts stand ein architektonischer Wettbewerb für den neuen Bildungscampus einer grossen Hochschuleinrichtung. Die Pädagogische Hochschule Tirol (PHT) in Innsbruck zählt mit 1.000 Studierenden im Erststudium und 15.000 in der Fort- und Weiterbildung zu den grossen Hochschuleinrichtungen Österreichs und dient als Zentrum der Aus-, Fort- und Weiterbildung für Lehrerinnen und Lehrer. Doch die verschiedenen Abteilungen der PHT waren Jahrzehnte lang über die Stadt verstreut, denn die PHT verfügte über keinen würdigen Hochschulcampus. Aus diesem Grund wurde ein EU-weiter offener Wettbewerb für einen neuen Bildungscampus ausgeschrieben, den die Architekten-Partnerschaft ARSP Architekten im Jahr 2012 gewann. Der Entwurf von ARSP Architekten nimmt die vorgefundenen Qualitäten des Bestands auf und reagiert zugleich auf die aktuellen Anforderungen der Schul- und Hochschullandschaft. Nach Jahren intensiver Planung folgte im Sommer 2018 der erste Spatenstich und nach einer angesichts der umfangreichen Baumassnahmen kurzen Bauzeit von nur drei Jahren konnte der neue Campus der Hochschule übergeben werden. Die feierliche Eröffnung der PHT musste aufgrund der Coronalage auf den 19. Mai 2022 hinausgeschoben werden.

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    Der neue moderne Hochschulcampus vereint die bisher verstreuten Abteilungen der PHT. (Foto: Zooey Braun)

    2. Altes und Neues geschickt miteinander vereint

    Die Bestandsgebäude vor Ort wurden 1976 im Zuge der Olympischen Spiele in Innsbruck errichtet. Ihr Schicksal wurde in den Wettbewerbsbestimmungen nicht festgelegt – auch ein Komplettabriss wäre möglich gewesen. Allerdings ist ein Komplettabriss aus Gründen der Ressourcenschonung heute nicht mehr zeitgemäss, ausserdem sind die Gebäude seit Jahrzehnten Identifikationspunkte des Stadtquartiers. Deshalb entschieden sich ARSP Architekten dafür, möglichst viel Bestand zu erhalten und so viel Neues hinzuzufügen, wie es die Bauaufgabe erforderte. Im Ergebnis wurde etwa die Hälfte des Bestands erhalten und revitalisiert.

    3. Die Bauvolumina

    Die neue PHT besteht aus einem Sockelgeschoss und vier aufsitzenden Baukörpern. Das Sockelgeschoss ist rundum verglast, wodurch es sehr leicht wirkt. Es stellt eine transparente Ebene dar und verbindet den Strassenraum und den städtischen Vorplatz einerseits mit dem südlich gelegenen Park andererseits. Das Erdgeschoss beinhaltet sämtliche gemeinschaftlich genutzte Bereiche wie Aula, Mensa, Bibliothek und Hörsäle.

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    Aula, Mensa, Bibliothek und Hörsäle befinden sich im Erdgeschoss. (Foto: Zooey Braun)

    Auf dem Sockelgeschoss sind vier jeweils viergeschossige Baukörper aufgesetzt, bei denen es sich um zwei Bestandsgebäude und zwei von ARSP Architekten neu entwickelte Baukörper handelt. Jeder dieser aufgesetzten Baukörper nimmt eine spezifische Nutzung auf: Verwaltung, Praxisschulen, Sonderunterricht und Seminarräume. Die Dachflächen des Sockelgeschosses führten die Architekten begehbar aus, sodass sie nun als zusätzliche Aufenthaltsräume genutzt werden und eine schnelle Durchquerung des Campus ermöglichen. Im Süden des Campus befinden sich die Sporthallen und ein Schwimmbad, die ARSP Architekten sanieren liessen.

    Die beiden revitalisierten, aufgesetzten Gebäudeteile befinden sich im Westen des Campus. In einem haben die Architekten die Sonderunterrichtsbereiche „Kulinarik und Ernährung“, „Naturwissenschaften“, „Werken“ und „Musik“ organisiert, der zweite Bestandskörper nimmt 21 Seminarräume und drei Multimediaräume auf. In beiden Bestandskörpern wurde der Innenraum komplett erneuert: Die Oberflächen wurden ausgetauscht, die Haustechnik ersetzt, der Brandschutz ertüchtigt und Barrierefreiheit hergestellt.

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    Auf dem sehr leicht wirkenden Sockelgeschoss sind vier Baukörper mit jeweils vier Geschossen aufgesetzt. (Foto: Zooey Braun)

    In den beiden Neubauten im Osten des Campus sind die Verwaltung und die beiden sogenannten Praxisschulen untergebracht. Die Volks- und Mittelschule sind sprengelfreie MINT-Schulen, die als Forschungseinrichtungen für innovative Unterrichtsmethoden dienen und an denen die Studierenden der PHT hospitieren.

    4. Die Fassade: glänzend und verbindend

    ARSP Architekten entwickelten eine Fassade aus gekantetem, feinperforiertem Aluminiumblech, die Bestand und Neubau gleichermassen umschliesst. Die Verbindung aller Gebäudeteile stärkt den Campusgedanken und lässt das gesamte Gebäude als Einheit wirken. Das Fassadenmaterial reagiert stark auf sich veränderndes Tageslicht und dieser Effekt wird auch durch die umliegende Bergkulisse beeinflusst. Dadurch wirkt die Fassade sehr lebendig.

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    Die Aluminiumfassade trägt viel zum einheitlichen Bild des Gebäudes bei. (Foto: Zooey Braun)

    Ein besonders interessantes Element ist die eindrucksstarke Signaletik, die zusätzlich zum einheitlichen Bild des Gebäudes beiträgt. Alle Gebäudeteile werden nämlich durch ein Wortpalindrom geeint – ein umlaufendes poetisches „Bildungsband“, das in Zusammenarbeit mit dem büro uebele entwickelt wurde. Die einzelnen grossformatigen und weithin sichtbaren Wortkombinationen über dem Sockelgeschoss lassen sich sowohl vorwärts als auch rückwärts lesen. Das büro uebele entwarf auch das Leitsystem für den neuen Campus.

    5. Die Konstruktion

    In puncto Konstruktion knüpfen ARSP Architekten an das klare Raster des Stahlbetonskelettbaus der Bestandsgebäude mit ihren raumprägenden Stützen und Unterzügen aus Stahlbeton an. In den Bestandsgebäuden wurden diese markanten Elemente von allen Ein- und Ausbauten freigelegt und wieder sichtbar gemacht. In den Neubauten wurden sie neu interpretiert. Diese gestalterisch wiederholenden Elemente bilden das Grundgerüst der Gebäude und ermöglichen ein hohes Mass an Flexibilität in der Nutzung. Besondere Funktionsbereiche wie der grosse Hörsaal werden architektonisch aus dem Raster herausgenommen und damit räumlich betont. In den vier aufgesetzten Baukörpern (auch in den Bestandskörpern) wurden zentrale Patios errichtet, die eine ideale Tageslichtversorgung der Innenräume sicherstellen.

    6. Innenarchitektur

    Die Innenarchitektursprache von ARSP Architekten zeigt sich reduziert. Sie konzentriert sich auf wenige, aber robuste Materialien: Sichtbeton, geschliffener Terrazzoestrich, Streckmetalldecken und Glas prägen das Interieur. Hochwertige magnesitgebundene Holzwolle-Akustikplatten in verschiedenen Grautönen sorgen in vielen Bereichen für eine optimale Raumakustik. An Wänden dienen sie oftmals auch als Pinnwände und bieten zugleich einen ordnenden und verbindenden Hintergrund im Raum. In den Praxisschulen ergänzen warme Holzfussböden und -möbel sowie kräftige Blautöne das Material- und Farbkonzept, wodurch die Innenarchitektur wohnlicher wirkt.

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    Hochwertige magnesitgebundene Holzwolle-Akustikplatten sorgen für eine optimale Raumakustik und dienen zugleich als Pinnwände. (Foto: Zooey Braun)

    Projekt:

    Name des Projekts: Pädagogische Hochschule Tirol, Innsbruck
    Architektur/Generalplanung: ARSP Architekten ZT, Dornbirn/Innsbruck/Stuttgart
    Planungsbeginn: 04.2013
    Baubeginn: 08.2018
    Fertigstellung: 03.2021, Eröffnung: 19. Mai 2022
    Grundstücksgrösse: 16.352 m²
    Bruttogeschossfläche (EF): 29.068 m²
    Nutzfläche (NRFa): 24.288 m²

    Auftragnehmer:

    Aufzugsanlagen: Schindler Aufzüge und Fahrtreppen GmbH
    Lernwabe: papplab GmbH
    Fenster, Fassaden- und Türsystem: AluKönigStahl GmbH
    AluKönigStahl ist Anbieter hochwertigster Schüco Aluminium- und Jansen Stahlsysteme und bietet je nach Objektanforderung individualisierte Fenster-, Tür- und Fassadensysteme. Mit innovativen Produkten und exzellenter Beratungsleistung ist AluKönigStahl der verlässliche Partner bei der Umsetzung anspruchsvoller Projekte der Gebäudehülle.
    Tragswerksplanung: gbd Holding ZT GmbH, 6850 Dornbirn
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    Aufzüge der nächsten Generation

    Schindler Aufzüge und Fahrtreppen GmbH

    Dank der Modularität der neuen Aufzüge, digitaler Innovationen und zahlreicher Designmöglichkeiten bietet Schindler eine bisher nicht gekannte Vielfalt an Mobilitätslösungen. Im Fokus stehen die Extras, welche bei Schindler ab sofort den neuen Standard bilden. Je nach Produkt oder Zielgruppe rückt in den Fokus, welchen konkreten Mehrwert Schindler seinen Kunden bietet.

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    Schüco Fassadensysteme

    Aluminium-Fassadensystem Schüco FWS 50

    Schüco FWS 50 ist ein Aluminium-Pfosten-Riegel-Fassadensystem, welches als Basissystem für Fassaden und Lichtdachbereiche mit einer Ansichtsbreite von 50mm überzeugt. Es bietet grösstmögliche Flexibilität und variantenreiche Gestaltungsoptionen – inklusive optimierter Fertigungs- und Montageprozesse. Neben Standardwärmedämmung ist das System auch als passivhauszertifizierte SI-Ausführung verfügbar

    Andere Schüco-Produkte die beim Projekt eingesetzt worden sind: Aufsatzkonstruktion Schüco AOC 50, Aluminium-Fenstersystem Schüco AWS 57 RO für Dachverglasungen, Aluminium-Fenstersystem Schüco AWS 90.SI+ und Aluminium-Türsystem Schüco ADS 90.SI.

    Galerie

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    Das Wortpalindrom trägt zusätzlich zum einheitlichen Bild des Gebäudes bei. (Foto: Zooey Braun)
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    Die Mensa der PHT. (Foto: Zooey Braun)
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    Die aufgesetzten Baukörper werden dank der zentralen Patios von viel Tageslicht beleuchtet. (Foto: Zooey Braun)
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    Im Innenbereich sind Sichtbeton, geschliffener Terrazzoestrich, Streckmetalldecken und Glas die prägenden Materialien. (Foto: Zooey Braun)
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    Treppenhaus mit Sichtbeton. (Foto: Zooey Braun)
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    Flur in einem der aufgesetzten Baukörper. (Foto: Zooey Braun)
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    Der sog. Bewegungsraum in einem der neuen Bauteile des Campus. (Foto: Zooey Braun)
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    Pädagogische Hochschule Tirol, Blick von der Pastorstraße. (Foto: Zooey Braun)
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    Autor: Daibau.ch Magazin

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