Im Beitrag:
1. Kalk – ein Werkstoff mit Tradition
Kalk ist ein jahrhundertealter Werkstoff, der auch in der Schweiz auf eine lange Nutzungstradition zurückblickt. Kalkputz und -farbe werden daher häufig bei der Sanierung denkmalgeschützter Bauwerke angewandt. Dank seiner hygienisierenden Wirkung, der ökologischen Herstellung und des umweltfreundlichen Lebenszyklus von Kalk sowie der breiten Verfügbarkeit des Rohstoffs spielt er aber auch beim Bau moderner Gebäude eine wichtige Rolle.
2. Löschkalk und Sumpfkalk
2.1 Löschkalk
Löschkalk (Calciumhydroxid) wird aus gebranntem Kalk hergestellt, dem nach dem Brennen Wasser hinzugegeben wird (der Kalk wird „gelöscht“). Gebrannter Kalk ist hochalkalisch und daher stark ätzend (Haut- und vor allem Augenkontakt ist unbedingt zu vermeiden!), was ihn jedoch auch hygienisierend macht. Aufgrund seiner hygienisierenden Eigenschaften wird er in der Medizin, in der Zuckerindustrie (in Form von Kalkmilch), in Kläranlagen sowie Wasseraufbereitungsanlagen und in der Landwirtschaft verwendet. Auch im Bauwesen gibt es mehrere Anwendungsmöglichkeiten für gelöschten Kalk (z. B. für Mauermörtel, Verputzmörtel oder für Kalkfarbe).
2.2 Sumpfkalk
Löschkalk wird im sog. Trockenlöschverfahren hergestellt, bei dem der Branntkalk lediglich mit Wasser besprüht oder mit Wasserdampf beschlagen wird. Wird der Branntkalk jedoch mit einer grossen Menge Wasser vermischt (dieses Verfahren wird Einsumpfen genannt), entsteht Sumpfkalk. Durch das Einsumpfen bilden sich die Calciumhydroxidkristalle immer kleiner und feiner aus. Je länger das Einsumpfen dauert, desto mehr Kristalle bilden sich aus und desto mehr vergrössert sich die innere Oberfläche des Kalkbreis, wodurch sich seine Bindekraft erhöht. Deshalb wird die Mischung normalerweise über lange Zeit gelagert, bevor daraus Kalkfarben, -mörtel oder -putze herstellt werden.
3. Verwendung von Kalk im Bauwesen
Die bekannteste Anwendungsmöglichkeit für Kalk ist die Herstellung von Verputzmörtel (Kalkputz und Kalkzementputz). Zudem wird er zur Herstellung von Mauermörtel, Kalkfarbe, Kalziumsilikatplatten und zur Schimmelsanierung im Wohnraum eingesetzt. Kalkfarben sind genau wie Kalkputze sowohl für den Innen- als auch für den Aussenbereich geeignet. Kalkfarbe auf Sumpfkalkbasis ist besonders effizient im Verhindern von Schimmelbildung und auch in Feuchträumen einsetzbar.
4. Eigenschaften von Kalkputz
4.1 Kalkputz besteht aus natürlichen Inhaltsstoffen
Kalkputz besteht zum Grossteil aus Kalk (Löschkalk), Marmor, Quarz und Sand. Dem Putzmaterial werden keine bedenklichen Zusatzstoffe wie Lösungsmittel oder Weichmacher beigemengt, sodass dieser schadstofffreie Putz weniger Emissionen erzeugt als viele andere Putzarten. Je nachdem, welche optische Wirkung der Putz entfalten soll, wird Sand in der passenden Farbe und Körnung gewählt. Der Sand darf keine Verschmutzungen oder Spuren von Ton oder anderen Materialien enthalten. Das Verhältnis von Löschkalk zu Sand liegt je nach Bedarf zwischen 1:1 und 1:4.
4.2 Kalkputz ist antiseptisch
Im Gegensatz zu Lehmputz ist Kalkputz sehr basisch (pH-Wert über 12) und hat daher eine günstige antiseptische Wirkung. Kalkputz ist diffusionsoffen, geruchsbindend und antibakteriell. Das bedeutet in der Praxis, dass er die Bildung von Wandschimmel verhindert und allergikerfreundlich ist. Daher sind Kalkputze bei der Feuchtigkeitssanierung von altem Natursteinmauerwerk eine ausgezeichnete Wahl. Insbesondere kalkgetünchter Luftkalkputz gilt als kostengünstige, effektivere und für das Mauerwerk schonendere Lösung, weshalb er von manchen Experten herkömmlichem Sanierputz vorgezogen wird.
4.3 Kalkputz ist vielseitig einsetzbar
Kalkputze können sowohl im Innenbereich als auch im Aussenbereich als Fassadenputz eingesetzt werden. Im Innenbereich kann der diffusionsoffene und antibakteriell wirkende Putz auch in Feuchträumen wie Keller, Badezimmer, Waschküche oder Küche als Wand- und Deckenputz eingesetzt werden. Generell ist Kalkputz für alle Untergründe geeignet, für Ziegelmauerwerk genauso wie für Beton, Naturstein und andere Untergründe. Besonders gut eignet es sich zum Verputzen von stark porösen Untergründen (z. B. Porenbetonwände). Kalkputzmörtel weist je nach Reinheit und Güte des Löschkalks eine cremeweisse oder hellbeige Farbe auf.
Kalkputz lässt sich aber auch sehr gut einfärben und ermöglicht die Herstellung besonderer Oberflächenstrukturen.
5. Verarbeitung von Kalkputz
Kalkputze werden als Werktrockenmörtel für händische oder maschinelle Verarbeitung verkauft und müssen gemäss den Herstellerangaben auf dem Sackgebinde angemischt werden. Der Untergrund muss sauber, trocken, wasserabweisend sowie frei von Staub, Ausblühungen und losen Teilen sein. Bei Bedarf muss der Untergrund für den Putzauftrag entsprechend vorbereitet werden (z. B. mit selbstklebenden Putzanschlussbändern und Schnellputzleisten). Üblicherweise wird Kalkputz zweilagig aufgetragen (Unterputz und Oberputz) und anschliessend abgezogen. Insbesondere bei Mischmauerwerk sollte eine vollflächige Gewebeeinlage in die erste Putzlage eingelegt werden, um Rissbildung vorzubeugen. Nach dem Verputzen muss man mindestens 3 bis 4 Tage warten, bevor man einen Farbanstrich aufträgt.
6. Kalkputz und Kalkzementputz
Kalkzementputz enthält neben Kalk und Sand zusätzlich noch Zement, weshalb er druck- und abriebfester ist als herkömmlicher Kalkputz. Deshalb ist er auch härter, gröber und witterungsbeständiger, sodass er für den Einsatz als Aussenputz besser geeignet ist als Kalkputz. Allerdings hat Kalkzementputz eine geringere Sorptionsfähigkeit als Kalkputz und kann deshalb die Luftfeuchtigkeit im Raum nicht so gut regulieren.
7. Luftkalkputz
Luftkalke bestehen fast zur Gänze aus Calciumkarbonat (sie dürfen nicht mehr als 5 %Ton- oder Lehmanteil enthalten). Sie erhärten nicht unter Wasser, sondern ausschliesslich an Luft (durch Aufnahme von Kohlendioxid). Luftkalke sind wasserlöslich und gelten als besonders natürlich. Luftkalkputz ist sehr plastisch und lässt sich daher leicht verarbeiten, ausserdem ist er aufgrund seiner Elastizität weniger anfällig für Rissbildung. Besonders günstige Eigenschaften sind seine hohe Dampfdurchlässigkeit und Sorptionsfähigkeit, seine Druckfestigkeit ist jedoch vergleichsweise niedrig. Die genannten Eigenschaften machen Luftkalkputz zu einer guten Wahl für Feinputze, Stuckarbeiten und Sanierungen im Innenbereich, für den Einsatz als Fassadenputz ist reiner Luftkalkputz jedoch nicht geeignet.
8. Kalk- und Kalkzementputz als Leichtputz
Als Leichtputz bezeichnet man Putz mit einer geringen Trockenrohdichte, dank derer er mehr Wärmedämmung als Normalputz bietet. Putze mit einer besonders geringen Trockenrohdichte werden als Wärmedämmputze bezeichnet. Leichtputzmörtel wird mit mineralischen Bindemitteln (meistens Kalk und/oder Zement) und Leichtzuschlagstoffen (z. B. Bims, Blähglas, Blähton oder Styroporkügelchen) hergestellt und vor allem zum Verputzen von hochwärmedämmendem Mauerwerk aus porosierten Ziegeln, Leichtbeton oder Porenbeton verwendet.
9. Kalkputz – Kosten
Die Kosten für das Aufbringen von Kalkputz im Innenbereich durch einen Fachbetrieb hängen von mehreren Faktoren ab, insbesondere der Zusammensetzung des Putzmörtels, der Materialqualität, der Qualität der Putzschicht (Putzklasse) und etwaigen zusätzlichen Arbeiten (Haftgrundierung, Eckschutzschienen usw.). Das Verputzen von Wänden und Decken mit Kalkputz oder Kalkzementputz im Durchschnitt etwa CHF 25 / m². Genauere Angaben zu den Kosten finden Sie in unserem Baukostenrechner.