Im Beitrag:
1. Vollwärmeschutz für Fassaden
Die Begriffe „Vollwärmeschutz“ und „Wärmedämmverbundsystem“ (kurz: WDVS) werden häufig synonym verwendet, obwohl zum Vollwärmeschutz auch alternative Dämmsysteme zur Verfügung stehen (vorgehängte Fassade, Vakuumisolationspaneele, zweischaliges Mauerwerk, Wärmedämmputz usw.). Das seit Mitte der 1960-er Jahre auf dem Markt befindliche WDVS ist ein äusserst wirksamer Vollwärmeschutz, mit dem die Fassade vollständig bedeckt wird. Die Dämmung der Fassade ist nämlich die wirksamste Methode, um den Energieverbrauch eines Gebäudes (und damit auch die Heizkosten) zu senken. Das Wärmedämmverbundsystem ist schichtweise aufgebaut und besteht aus mehreren, aufeinander abgestimmten Dämmkomponenten. Das System kann auf die Tragwand geklebt und/oder gedübelt oder mit einem Schienensystem angebracht werden. Die wichtigste Komponente des Systems ist der Dämmstoff, andere Bestandteile sind die Putzträgerschicht (armierter Unterputz) und die Oberflächenschicht (Oberputz oder Flachverblender). Durch das WDVS ist das Gebäude im Winter vor Kälte und im Sommer vor Hitze geschützt. Zudem ermöglicht das Wärmedämmverbundsystem dünneres Mauerwerk, was Kostensenkung und Raumgewinn bedeutet.
2. Das Wärmedämmverbundsystem – WDVS
Das Wärmedämmverbundsystem bzw. WDVS ist heute das gängigste Mittel, um für ein Gebäude einen Vollwärmeschutz zu erzielen. Bei diesem System sind Mauerwerk und Dämmung funktional getrennt zu betrachten. Das Mauerwerk erfüllt lediglich eine statische Funktion, während der Vollwärmeschutz durch die Dämmschicht gewährleistet wird. Der Vorteil dieser Aufgabentrennung liegt darin, dass einerseits das Mauerwerk rein nach statischen Aspekten gebaut werden kann und andererseits die Dämmschicht allein unter dem Aspekt der Dämmung angefertigt werden kann, da sie keine statische Aufgabe erfüllen muss. Das Mauerwerk kann also dünn ausgeführt werden, was Kostensenkung und Raumgewinn bedeutet. Selbst Stahlträger können rein nach statischen Aspekten gesetzt werden. Die Dämmschicht (WDVS) ummantelt das Gebäude nämlich komplett und es müssen keine unerwünschten Wärmebrücken befürchtet werden. Unter der dämmenden WDVS-Verpackung verlieren selbst typische Ursachen für Wärmebrücken wie Zwischendecken oder Nischen für Heizkörper ihre wärmeableitende Wirkung. Durch diese Aufgabentrennung unterscheidet sich das Wärmedämmverbundsystem von den Alternativen, die mit Materialien umgesetzt werden, die beide Funktionen übernehmen (z. B. Dämmziegel). Es darf nicht vergessen werden, dass das Wärmedämmverbundsystem zwar einen Vollwärmeschutz für die Fassade bietet, Dach und Keller müssen aber in der Regel extra betrachtet (und gedämmt) werden.
3. Wie funktioniert das Wärmedämmverbundsystem?
Weil bei einem Wärmedämmverbundsystem das Gemäuer eines Gebäudes nach aussen hin komplett mit Dämmstoff umgeben ist, wird der Wärmefluss von innen nach aussen deutlich gemindert. Die Mauern bzw. die Raumwände bleiben deshalb wärmer als, wenn z. B. Räume nur von innen gedämmt wären. So nutzt das Wärmedämmverbundsystem die Fähigkeit der Mauern, Wärme zu speichern. Die aufgenommene bzw. gespeicherte Wärme wird nachts langsam wieder in den Innenraum abgegeben. Ausserdem bleiben beim Wärmedämmverbundsystem die Innenwände warm und trocken, Tauwasserniederschlag und ein Einnisten von Schimmelsporen werden verhindert. Aufgrund dieser äusserst effektiven Dämmung kann auch Sonnenwärme nicht in den Innenraum eindringen (dies kann nur über die Fenster geschehen), weshalb das WDVS im Sommer einen wirksamen Hitzeschutz darstellt.
4. Welche Dämmstoffe kommen fürs WDVS infrage?
Die Dämmstoffe, die für ein die Fassade komplett abdeckendes Wärmedämmverbundsystem eingesetzt werden, müssen eine geringe Wärmeleitfähigkeit (U-Wert) aufweisen, sollten nicht brennbar sein und ein niedriges Wasseraufnahmevermögen haben. Zum Einsatz kommen deswegen z. B. synthetische, anorganische Dämmstoffe wie Mineralwolle (Stein- und Glaswolle), Mineralschaum (Calciumsilikat-Hydrate), Gipsschaum (Calciumsulfat-Hydrate) oder Calciumsilikat-Platten. Die zweite Möglichkeit sind synthetische, anorganische Dämmstoffe wie expandierter Polystyrol-Hartschaum (EPS), extrudierter Polystyrol-Hartschaum (XPS), Polyurethan-Hartschaum (PUR) oder Resolharz. Die dritte Variante sind synthetische Verbundmaterialien bzw. Vakuumdämmplatten (VIP). Bei der vierten Variante handelt es sich hingegen um Verbundmaterialien aus mehreren Materialien (Styroporbetonplatten aus zerkleinertem Recycling-EPS und Zement - z. B. Prottelith). Auch natürliche organische Dämmstoffe wie Holzfaser, Kork, Hanf oder Schilf können zur Anwendung kommen. Jeder dieser Dämmstoffe verfügt über spezifische Eigenschaften und daraus resultierende Vor- und Nachteile. Deshalb erfolgt die Wahl der Stärke der Dämmplatten in Abhängigkeit des vorhandenen Wandaufbaus.