Im Beitrag:
1. Der Bauablauf im privaten Wohnbau
Der Bau eines Eigenheims wird immer in mehreren Phasen ausgeführt und lässt sich grundsätzlich in 5 Bauphasen aufteilen. Die Gliederung in Bauphasen macht das ganze Projekt von den Vorbereitungsarbeiten bis zur Gestaltung der Aussenanlagen übersichtlicher. Jede Bauphase muss sorgfältig geplant werden, denn die Ausführungsqualität der einzelnen Bauphasen ist ausschlaggebend für die Qualität und Langlebigkeit des Hauses. Wenn Sie kein schlüsselfertiges Haus bestellen, sondern Ihr neues Zuhause selber bauen, sollten Sie das Bauvorhaben von Anfang an von einem Architekten bzw. sachkundigen Baubegleiter begleiten lassen. Dieser stellt eine gut strukturierte Reihenfolge der einzelnen Gewerke sicher, die für einen reibungslosen Bauablauf unerlässlich ist. Er kann Ihnen auch dabei helfen, professionelle Auftragnehmer und eine hochwertige Bauaufsicht zu finden.
2. Die Bauphasen beim Hausbau
2.1 Vorbereitungsarbeiten
Wenn die Planungsphase abgeschlossen ist und alle Genehmigungen vorliegen, kann der eigentliche Hausbau beginnen. Am Anfang stehen die Vorbereitungsarbeiten: Vermessung und Absteckung des Grundstücks durch einen Vermessungsingenieur oder Bauleiter (Polier) sowie die Herrichtung des Grundstücks (Schutz der Versorgungsleitungen, Entsorgung von Altlasten, ggf. Rodungsarbeiten und Abriss vorhandener Gebäude). Darauf folgt die Baustelleneinrichtung: Baustellenstrom, Wasseranschluss, Baustellenzufahrt, Entsorgungscontainer, Baustellen-WC und Sicherungsmassnahmen. Nun erfolgen der Baugrubenaushub und die vorschriftsgemässe Sicherung der Baugrube. Der Erdaushub wird je nach Verwendungszweck auf dem Grundstück zwischengelagert (wenn der Mutterboden später zum Verfüllen benötigt wird) oder zu einer Deponie abtransportiert.
2.2 Rohbau
Der Rohbau bzw. die Errichtung der Gebäudehülle stellt mit etwa 40 % Anteil am gesamten Hausbau die umfangreichste und teuerste Bauphase dar. Die Arbeiten an Rohbau beginnen mit der Gründung bzw. die Errichtung des Fundaments (meist Streifenfundament oder Plattenfundament). Bei unterkellerten Gebäuden wird in Kombination mit dem Fundament auch das Kellergeschoss errichtet, wobei häufig eine Kellerwanne (z. B. Weisse Wanne) gebaut wird. Falls ein Streifenfundament errichtet wurde, wird darüber eine nicht tragende Bodenplatte gegossen. Jetzt werden Versorgungsleitungen für Strom und Wasser verlegt und wichtige Bauteile wie Grundmauern aufgestellt. Danach werden Wände, Kamine und Geschossdecken ausgeführt. Wenn das Mauerwerk und die dazugehörigen Elemente stehen, wird der Dachstuhl aufgesetzt. Das anschlieende Richtfest markiert das Ende der Rohbauphase.
2.3 Innenausbau
Die dritte Bauphase ist der Innenausbau, zu dem alle Gewerke gerechnet werden, die nicht zum Rohbau oder zur Haustechnik gehören. Es handelt sich also um unterschiedliche Ausbauarbeiten in den Innenräumen des Gebäudes, die zwischen Richtfest und Abnahme stattfinden. Der Innenausbau beginnt mit dem Einbau von Bauelementen (Fenstern, Aussentüren und Garagentoren) wodurch der Innenraum vor Witterungseinflüssen und Einbruch geschützt wird. Darauf folgen das Aufbringen des Estrichs und das Verputzen des Innenraums. Nun geht es an die Wohnraumgestaltung: Innentreppen, Geländer und Handläufe werden montiert, Wände und Decken gestaltet (Fliesenverlegung, Malerei), Boden- und Wandbeläge verlegt, sowie Innentüren eingebaut.
2.4 Versorgungstechnik
Um den Wohnraum nutzbar zu machen, muss noch die Haus- bzw. Versorgungstechnik ausgeführt werden. Die Rohinstallationen in den Bereichen Haustechnik und Elektrik werden noch in der Rohbauphase ausgeführt, die Fertigstellung erfolgt aber erst nach dem Innenausbau. Zur Versorgungstechnik gehören folgende Gewerke: Sanitärsystem (Wasser und Abwasser), Heizungsanlage, Gas- und Stromversorgung (inkl. Steckdosen, Schalter, Taster und Steuerung), Beleuchtung, Abluftanlage für Küche und Bad bzw. ein Wohnungslüftungssystem, Sicherheit (Alarmanlage, Blitzschutzanlage), Kommunikation und Multimedia (Gegensprechanlage, Haustelefon, Datenverkabelung). Anders als beim Innenausbau, sollten auch geschickte Heimwerker hier nicht selber Hand anlegen, da dies schnell zu hohen Folgekosten führen kann.
2.5 Aussenanlagen
Nach der 4. Bauphase ist das Haus bezugsfertig, doch zum Eigenheim zählt nicht nur das Wohnhaus, sondern auch der umliegende Garten auf dem Grundstück. Bei der Gestaltung des Aussenbereichs wird zuerst der Bauschutt beseitigt. Das Grundstück wird planiert und mit dem Erdaushub (Mutterboden) verfüllt, um die Grundlage für Rasenflächen zu schaffen. Der Garten wird bepflanzt, Aussenanlagen (Einfriedungen, Tore usw.) werden gestaltet und Aussenflächen (Gartenwege, Einfahrt usw.) gepflastert oder asphaltiert. Nun ist das Eigenheim fertig.
3. Die Eigenarten verschiedener Bauweisen
Der oben beschriebe Bauablauf gilt für die klassische Ziegel-Massivbauweise, die trotz steigender Beliebtheit von Fertighäusern und Holzriegelhäusern in Österreich nach wie vor die häufigste Bauweise darstellt. Der Unterschied zwischen Massiv- und Fertigbauweise besteht vor allem in der Rohbauphase. Auch Fertighäuser benötigen eine Bodenplatte, doch der Rest der Gebäudehülle wird nicht aufgemauert, sondern aus werkseitig vorgefertigten Fertigteilen auf der Baustelle zusammengesetzt. Dadurch geht der Hausbau zügiger voran, sodass die Aufstellung bzw. Montage eines Fertighauses oft nur 2 bis 7 Tage dauert (manchmal sogar nur 1 Tag), während beim Ziegelmassivhaus 3 bis 5 Wochen erforderlich sind. Zudem ist die Montage von Fertigteilen viel sauberer als das Mauern mit wasserhaltigen Baustoffen wie Mörtel. Allerdings kann durch die Wartezeit für den Produktionsbeginn im Werk eine Verzögerung auftreten.